Unter dem Titel „Vernetzt und allein. Die Einsamkeit
auf Facebook“ thematisierte Philipp Laage
in der „Berliner Zeitung“ vom 4. Dezember 2013 den (scheinbaren) Widerspruch
zwischen virtueller Vernetzung und realer Einsamkeit; wobei Facebook als
Beispiel diente:
“Es gibt offenbar einen Widerspruch: Fast jeder ist in eine große
virtuelle Gemeinschaft eingebunden, doch das Gefühl dazu passt nicht. Das
zeigen auch neuere Studien über das größte soziale Netzwerk Facebook, die
zunehmend kritischere Ergebnisse liefern. Wissenschaftler um den Psychologen Ethan
Kross von der University of Michigan fanden zum Beispiel heraus, dass die
Nutzung von Facebook das subjektive Wohlbefinden junger Menschen eher reduziert
als steigert, obwohl das Netzwerk ja eigentlich das Grundbedürfnis nach
Austausch und Kommunikation befriedigen müsste.“
Vorab: Ich habe selbst ein Facebook-Profil, nutze
dieses auch und kann mich wohl vom Vorwurf der Unkenntnis damit distanzieren.
Die Nutzung von Facebook – und anderen Netzwerken – kann nur begriffen werden,
wenn man sich klarmacht, dass damit auf dem Weg der Flucht aus der Realität
wieder ein Schritt zurückgelegt wurde. Der Anfang ist im ständig steigenden
TV-Konsum zu suchen (derzeit über 4 h täglich in Deutschland). Beliebt sind
dabei Serien – deutscher oder amerikanischer Machart -, die keineswegs das
reale Leben von „Otto Normalverbraucher“ widerspiegeln. Es ist zu vermuten,
dass die Beliebtheit korreliert mit der Unzufriedenheit über die eigene
Gestaltung des Lebens. Wobei dies einhergehen kann mit zunehmender
Anspruchslosigkeit im Privatleben.
TV-Konsum schafft damit zwar die gewünschte Abwechslung; bietet damit aber
keinen Raum für Eigendarstellung (dass das TV dem mittlerweile entgegenkommt
mit „DSDS“ u. ä. blende ich hier bewusst aus). Diese – besonders von jungen
Leuten gefühlte – Lücke scheinen nun Facebook, Twitter u. a. auszufüllen. Hier
können Menschen Selbstbeschreibungen abliefern; sich Freunde suchen, indem man
einfach deren Profil anklickt; Erlebnisse schildert, die manchmal nur im Jubel
über ein Ergebnis im Online-Spiel besteht.
Das Entscheidende besteht darin, dass Facebook – um
jetzt bei diesem Netzwerk zu bleiben – oftmals Kontakte aufbaut, die nicht
durch Eigenerleben gedeckt sind. Freundschaften entstehen durch gemeinsam
Erlebtes, möglichst über einen langen Zeitraum. Darauf aufbauend (!) kann
Facebook diese Kontakte erhalten, vielleicht sogar verstärken. Aber dieses
Eigenerleben – auch im Sinne eines selbst geplanten „Events“ – scheint mehr und
mehr zu fehlen. Möglicherweise ist es auch die Furcht, sich bloßzustellen, sich
als der fehlerhafte Mensch zu präsentieren, der man wie jede/r andere Mensch
ist. Abgesehen von der Tatsache, dass die Lebenszeit, welche man online
verbringt, real verloren ist.
Kurz: Das Hauptproblem, welches o .g. Widerspruch birgt, ist die Antriebslosigkeit
vieler Menschen – durchaus nicht nur junger Leute -; besonders in der realen
Kommunikation.